Festtag an der Weidenbacher Schule
Stolz auf eine 500 Jahre alte Geschichte
„In ehrendem Gedenken an alle Prediger, Pastoren und Lehrer, die im Laufe der letzten 500 Jahren an der Weidenbacher Schule unterrichtet haben“ lautet der Text der auch in rumänischer Sprache nun auf einer Tafel am Eingang in das A-Gebäude der Volksschule in Weidenbach/Ghimbav in der Marktgasse gelesen werden kann. Die Enthüllung dieser Tafel vor Schülern, Lehrern, Eltern, Gästen durch Bürgermeister Dorel Toader und eine kurze religiöse Zeremonie an der neben den zwei orthodoxen Geistlichen auch der Zeidner evangelische Pfarrer Andreas Hartig mitbeteiligt war, beendete eine schöne Feier die am vorigen Freitag im Schulhof von Schuldirektor Radu Chivarean eröffnet worden war.
Mit dabei an diesem besonderen Schultag, der ab nun als Festtag an der Schule gelten wird, waren auch die Veteranen der Kronstädter Flugpiloten. Sie hatten dafür einen guten Grund: heuer sind es 70 Jahre seit dem im selben Gebäude für fünf Jahre (1940-1945) die Ausbildungsstätte der rumänische Flugwaffe eröffnet wurde. 112 Kampfpiloten hatten hier den theoretischen Teil der Ausbildung erhalten; 38 von ihnen sind in Kampfhandlungen gefallen. Sechs Überlebende gibt es noch. Der älteste von ihnen, General Dan Stoian (91) war in Weidenbach anwesend, wie auch Mitglieder des Kronstädter Fliegerverbandes, die Blaskapelle der Flugakademie Henri Coanda aus Kronstadt und Schüler dieser Militärschule. Eine zweite Gedenktafel erinnert an diese historischen Tatsachen, die nun auch zur Geschichte der Weidenbacher Schule, genauer gesagt, dieses Schulgebäudes, gehören.
Gegründet wurde die Schule, wie auch die Ortschaft, von den Weidenbacher Sachsen. „Sie sind für uns durch ihren Erfolg ein Vorbild und eine Hoffnung“, sagte Schuldirektor Chivarean. So war es nur selbstverständlich, dass auch die Heimatortsgemeinschaft Weidenbach aus Deutschland bei dieser Feier als Mitveranstalter eingeladen wurde und dabei von deren Vorsitzenden Klaus Oyntzen (er selber vor der Auswanderung als Grundschullehrer an dieser Schule tätig) vertreten wurde. Oyntzen sprach über die Geschichte dieser sächsischen Schule, über die guten und schlechten Zeiten die sie mitmachen musste, über jene Lehrer die da gewirkt haben und damit zum Fortschritt von Weidenbach („das Schmuckkästchen des Burzenlandes“) beigetragen haben. Seitens der HOG Weidenbach überreichte er eine Geldspende an die Schulleitung. Für ehemalige und gegenwärtige Lehrer gab es Ehrenurkunden und viel Beifall seitens der Schüler. Die Schule selbst erhielt vom Kronstädter Schulamt ein Ehrendiplom.
Seit 1990 fehlen infolge der Auswanderung deutsche Schulklassen in Weidenbach – eine Tatsache, die die gesamte Schule zeitweilig durch den Rückgang der Schülerzahl, wie auch durch den Verlust von Lehrkräften, in Schwierigkeiten brachte. Geblieben ist das sächsische Wappen an der Schuluniform (die drei Rosenblüten und das rote Herz), die Aufschrift „Grundschule Weidenbach“ die am Eingang gelesen werden kann, die Erinnerungen die auch in Form von Klassenfotos und alten Lehrbüchern in einer kleinen Ausstellung auflebten. Geblieben sind die Namen der verdienstvollen Lehrer und Schulleiter der deutschen Schule und nachher Schulabteilung (z.B. Hans Klotsch, Michael Dück, Michael Mathiae, Arnold Römer, Günter Paalen, Manfred Kuwer, Gurdrun Römer) in den Dokumenten, aber auch in einer der Feier gewidmeten Sonderauflage der Schulzeitschrift „Cu si despre noi“.
Wohl auch als Wertschätzung derjeniger die vor 500 Jahren die Schule in Weidenbach eingeführt haben, kann die Eröffnung des Schüler-Kulturprogramms bei der Jubiläumsfeier durch die sächsische Schülertanzgruppe aus dem benachbarten Zeiden (Leitung Nicolae Râ{noveanu) betrachtet werden. Sie, wie auch die Volkstanzgruppe „Doruletul jr“ der Weidenbacher Schule und die Mädchen aus Sacele die irische Tänze aufführten, leisteten ihren Beitrag zu einem besonderen Weidenbacher Schuljubiläum.
Ralf Sudrigian
Foto: Eine Gedenktafel in Rumänisch und Deutsch erinnert beim Schuleingang in der Marktgasse an fünf Jahrhunderte Weidenbacher Schulgeschichte.
Foto: der Verfasser
übernommen aus der Karpaten Rundschau vom 21.10.10